Andacht zur Tageslosung am Mittwoch, den 15. April 2020

Tageslosung am Mittwoch, den 15. April 2020

 

"Der HERR, dein Gott, ist bei dir gewesen. An nichts hast du Mangel gehabt." 5. Mose 2,7

 

Als ich diese Losung las, fiel mir der Erzvater Jakob aus dem 1. Buch Mose ein. Der Schriftsteller Thomas Mann hat einen großen, mehrbändigen Roman geschrieben, der "Joseph und seine Brüder" heißt. Das erste Buch umfasst die Geschichten Jakobs. Dieser Roman erzählt die biblische Geschichte ganz genau nach. Aber er schmückt sie bis ins Detail aus, voller Reflexionen und Gedanken, voller orientalistischer, ägyptologischer, philosophischer und literarischer Einsprengsel - es ist eine Wonne, ihn zu lesen. (Das sei meine Leseempfehlung für die, die dieses Buch vielleicht noch nicht kennen und in diesen Tagen Zeit haben, sich auf ein großes Leseabenteuer einzulassen.)

 

Eine meiner Lieblingsstellen aus Jakobs Geschichte ist das Gespräch nach der Ankunft bei Laban, seinem Oheim, der ihm Zuflucht gewähren soll. Jakob musste fliehen, weil er seinem Zwillingsbruder Esau den väterlichen Segen, der nur einmal vergeben werden kann, durch einen üblen Betrug abgeluxt hatte. Eliphas, der Sohn Esaus, war ihm nachgejagt und hatte ihn gründlich ausgeplündert. Er hatte ihn sogar töten wollen und sein Leben nur aus Ekel verschont, weil Jakob gar zu jämmerlich gewimmert und gebettelt hatte. Mit nichts kommt Jakob zu seinem Oheim Laban in der Fremde an, arm und mittellos. Dieser plündert ihn gleich noch einmal aus und lässt ihn jahrelang für sich schuften.

 

Jakob geht auf diesen an sich unvorteilhaften Handel aus Not ein, weil er eines weiß: Er ist ein armer Schlucker, der nichts, aber auch gar nichts hat - außer dem Allerwichtigsten: den Segen Gottes. Der ist ihm durch nichts und niemanden zu nehmen. Jakob vertraut diesem Segen von ganzem Herzen.  

 

Es ist eine Freude, zu lesen, wie der Segen dann seine Kraft entfaltet.

 

Es liegt im Auge des gläubigen Betrachters, die Spuren des Segens zu entdecken. Es ist derselbe Segen Gottes, mit dem wir Christen in der Taufe gesegnet sind. Haben wir die Augen, ihn zu sehen?

 

"Paulus schreibt: In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben." 2. Kor 6,4.10

Quelle
Gemeindebrief Christuskirche Mai 2019