"Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN." 1 Sam 2,1
Gestern bin ich zum Kirchlein und zur Burgruine Tharandt bei Dresden hinaufgestiegen. Sie liegen auf einem Bergsporn, umspült von zwei Flüsschen. Diese tragen die schönen Namen Schloitzbach und Wilde Weißeritz. Das allein ist schon höchst buchenswert und macht gute Laune.
Auf den Täfelchen des Fremdenverkehrsamtes liest man, dass das verwitterte Ensemble eine der meistgemalten Ansichten der Frühromantik gewesen sei und dass Goethe, Schiller und Kleist hier auch schon lustwandelten. Das macht die Sache noch erquicklicher.
Ist man oben angelangt, dreht man sich um schaut ins Tal hinab und auf bewaldete Höhenzüge unter blauem Himmel in schönstem Sonnenschein. So gehört es sich für den 1. Juni.
Ach, wie ist die Welt so schön, denkt der Mensch. Hier oben ist gut sein. Man atmet frei die frische Luft und fröhlich ist das Herz.
Warum lieben wir es so, eine Höhe zu erklimmen und von dort hinabzublicken auf die schöne Welt? Na weil es Spaß macht, sich die Welt einmal von oben begucken. Ein bisschen Abstand und ein bisschen Übersicht. Da kommt der Mensch wieder zurecht.
In den Niederungen des Alltags dagegen, auf den ausgetretenen Pfaden, erst recht im "finstern Tal", da macht das Leben keinen Spaß. Das tägliche Einerlei bringt uns glatt um. Es gibt zu viele Sorgen und zu viel Ärger. Kein Tag vergeht, an dem man sich nicht aufregen muss. Da hilft nur eins, hinauf auf den Berg und die Sache einmal von oben betrachten. Da sieht sie anders aus.
Ich schwatze so leicht daher und habe fast ein schlechtes Gewissen dabei. Denn ich möchte mich natürlich nicht des Kleinredens wirklicher Problemen schuldig machen und höchst drängende Probleme ausblenden, die sich wie drohende Wolken über Deutschland türmen. Auch mir wird ganz anders, wenn ich an die eingesetzten Verantwortungsträger im Lande denke und ihr Agieren in Sachen Demographie, Familie, Einwanderung, Meinungsfreiheit, Bildung, Wirtschaft, Finanz, Steuer, Digitalisierung, Überwachung, Freizügigkeit, Gesundheit und Corona (hab' ich 'was vergessen?). Ei, ei, da bin ich ja schon wieder in Sorge und Ärger gelandet.
Das soll nicht sein!
Wir Christenmenschen sagen klar und deutlich: "Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN." Das ist das erste. Das gilt. Es gibt Grund dazu. Alles andere soll danach rangieren. Denn im Glauben gewinnen wir Abstand von den drängenden Problemen, die uns niederdrücken wollen. Im Glauben lassen wir das nicht zu. Wer glaubt vertraut Gott, der den Seinen in Christus die Zukunft aufgeschlossen und das Böse überwunden und den Satan besiegt hat. Der gleicht jemandem, der die Übersicht behält wie von der Höhe eines Felsens, frisch, fromm, fröhlich und frei (ich leihe mir dieses vierblättrige Kleeblatt vom Turnvater Jahn, er mag nicht böse sein).
Was immer geschieht, für uns gilt doch: "Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude." 1 Petr 1,8