"Das alles hast du dir doch selbst bereitet, weil du den HERRN, deinen Gott, verlässt, sooft er dich den rechten Weg leiten will." Jer 2,17
Während ich hier sitze, spielt im Nachbarzimmer der Choral "Wer nur den lieben Gott lässt walten" in einer Bachschen Vertonung. Sie ist sehr kunstvoll komponiert, indem in chromatischen Verschlingungen Wege und Irrwege hörbar werden. Es führt, wie durch ein Wunder, alles - durch einen großen Schmerz hindurch - zu einem guten Ende.
Wer mag, höre sich das hier in einer historischen Aufnahme von Albert Schweitzer an: https://www.youtube.com/watch?v=n9U5ax1E60c.
In der Musikgeschichte hat man diese chromatischen Bewegungen den "passus duriusculus" ("den harten Gang") genannt. So verwirklicht sich das Vertrauen auf Gott im Umherirren auf unsicheren Wegen. Wichtig bleibt, dass es sich zurückfindet und nicht in einer finsteren Dissonanz endet.
Der Satz des Propheten Jeremia setzt dreierlei voraus:
1. dass die Menschen eigentlich wissen, was Gott von ihnen will, sich aber nicht groß darum scheren,
2. dass Gott die Menschen gern dahin führte, wohin er sie haben will, auf dass es ihnen wohl ergehe,
3. dass die Menschen den fatalen Hang haben, sich von ihm abzuwenden und eigener Wege gehen, von denen sie meinen, sie wären eh viel besser.
Der Prophet lässt keinen Zweifel daran, was diese Halsstarrigkeit bedeutet. Seine Bilder sind drastisch und das Szenario, das sie malen, ganz eindeutig:
"Ist denn Israel ein Sklave oder unfrei geboren, dass er jedermanns Raub sein darf? Löwen brüllen über ihm, brüllen laut und verwüsten sein Land und seine Städte werden verbrannt, so dass niemand darin wohnt. Dazu scheren die Leute von Noph und Tachpanches dir den Kopf kahl." (Jer 2,14-16)
Da haben wir den Salat. Unfreiheit, Bedrohung und Entwürdigung stehen am Ende eines gottlosen Weges. Es handelt sich also um ein ganz typisches Prophetenwort, das kein Blatt vor den Mund nimmt.
Das ist die eigentliche Spitze seiner Aussage, dass die Abwendung von Gott einer Selbstschädigung gleich kommt. Ohne auf Gottes Wort zu hören und das Leben danach auszurichten, läuft es aus dem Ruder.
Aber es soll unser Leben nicht in einer finsteren Dissonanz enden. Das wird es auch nicht, wenn wir auf Gottes Wort hören und danach handeln, wenn wir in der Nachfolge Jesu bleiben und uns führen lassen von seinem Geist.
"Jesus spricht: Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger." Joh 8,31