"Unsere Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Netz des Vogelfängers; das Netz ist zerrissen, und wir sind frei." Ps 124,7
"Es gibt zwei Irrtümer über die Teufel, in die das Menschengeschlecht leicht verfällt. Sie widersprechen einander und haben doch dieselbe Auswirkung. Der eine ist, ihre Existenz überhaupt zu leugnen. Der andere besteht darin, an sie zu glauben und sich in übermäßiger und ungesunder Weise mit ihnen zu beschäftigen. Die Teufel selbst freuen sich über beide Irrtümer gleichermaßen. Sie begrüßen den Materialisten wie den Anhänger der schwarzen Magie mit demselben Vergnügen."
Apologetische Werke christlicher Autoren zu lesen, kann anstrengend sein. Ich jedenfalls ermüde häufig darüber. Ein kleines Exemplar muss ich ausnehmen. Ich habe von seiner Existenz erst kürzlich erfahren und es schnell bestellt. Seit einigen Tagen liegt es auf meinem Nachttisch. Ich bin fast durch.
Es trägt den Titel: "Dienstanweisung für einen Unterteufel" von Clive Staples Lewis, bekannt unter der Abkürzung C. S. Lewis. Im bürgerlichen Leben war er als Literaturwissenschaftler Professor in Cambridge.
Was bedeutet der kuriose Titel? Es handelt sich um die fiktive Briefsammlung eines gewissen Screwtape, Unterstaatssekretär im höllischen Ministierum, an seinen ungeschickten Neffen Wormwood, einen Unterteufel. Dieser hat Bericht zu erstatten über seine Erfolge in der Verführung eines jungen englischen Gentleman namens Mr. Spike. Er soll ein Netz auswerfen und ihn fangen. Nur die arroganten, besserwisserischen und unverschämten Briefe des Onkels sind zu lesen.
Screwtape zieht ein Register nach dem andern. Er lässt nichts aus. Seine Ratschläge werden immer perfider, aggressiver und zudringlicher. Zu seiner unglaublichen Verbitterung wollen die von Screwtape initiierten Anschläge Warmwoods einfach nicht verfangen. Er bietet ein wahres Panoptikum von Todsünden wie Hochmut, Geiz, Begierde, Zorn, Selbstsucht, Neid und Faulheit auf, um Mr. Spike zu fangen. Aber Warmwood als Dämon im Nacken seines Opfers versagt kläglich. Denn dieser widersteht fest im Glauben.
Screwtape argumentiert äußerst verbissen und scharfsinnig aus einer teuflischen Perspektive. Alle denkbaren Tugenden werden glatt ins Gegenteil verkehrt. Screwtapes Kardinalfeihler aber ist mangelnder Humor. Die Teufel haben keinen Humor. Er strampelt sich ab, wirft dem missratenen Neffen Unfähigkeit vor und merkt doch zugleich, dass es gerade die Unzulänglichkeit seiner Ratschläge ist, die einfach nicht verfangen wollen. Es lässt sich einfach kein Netz um Mr. Spike legen.
Am schlimmsten ist, dass er sich in eine nette, junge Dame verliebt. Screwtape fährt zu Höchstform auf: "Ich habe in dem Dossier dieses Mädchen nachgeschlagen. Nicht nur, dass sie eine Christin ist, sondern ausgerechnet so eine Christin - ein widerwärtiges, schleichendes, geziertes, unterwürfiges, einsilbiges, mausgraues, wässeriges, bedeutungsloses, jungfräuliches, schulmädchenhaftes Fräulein. Das kleine Biest. Mir wird schlecht, wenn ich an sie denke ... Es macht mich wahnsinnig, wie schlecht die Welt geworden ist. In der guten alten Zeit hätten wir sie in die Arena geschickt. Das ist es, wofür dieses Pack geeignet ist. Nicht, dass sie uns dort viel einbringen würde, nicht einmal das. Eine heuchlerische kleine Betrügerin (ich kenne die Sorte) ... Die Sorte Kreatur, die MICH witzig finden würde! Dreckige, abscheuliche, prüde kleine Jungfer - und doch bereit, diesem Trottel in die Arme zu sinken ..." (C. S. Lewis, Dienstanweisung, Moers 2004, S. 110f.)
Die junge Dame ist sozusagen der Engel, der Mr. Spike den Einflüsterungen Wormwoods entreißt. Ja, Gott sendet zur rechten Zeit solche Engel, die uns kräftigen, stärken und zurüsten, dass wir uns frei machen von Einflüsterungen des Bösen.
Das Christentum ist schon immer der Glaube an eine Befreiung gewesen.
Beweis: Befreiung des Petrus: "Der Engel des Herrn kam in das Gefängnis und Licht leuchtete auf in dem Raum; und er stieß Petrus in die Seite und weckte ihn und sprach: Steht schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen." Apg 12,7
