Gedanken zur Tageslosung am Freitag, den 14. Juli 2020

von Pfarrer Dr. Friedrich Christoph Ilgner 

"Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde." Ps 73,25

 

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Pfarrhaus auf der Wasastraße gibt es seit einiger Zeit eine Astrologin. Sie bietet eine entsprechende Beratung und eine Edelsteintherapie an. So jedenfalls lassen es Schilder an Zaun und am Balkon verlauten. Was es nicht alles gibt!

 

Sie fragt ganz offensichtlich in eigentümlicher Weise nach Himmel und Erde. Denn sie geht scheinbar davon aus, dass die Himmelskörper Geheimnisse offenbaren und die Tiefen der Erde ungeahnte Heilkräfte bergen.

 

Ich weiß nicht, ob sie Kundschaft hat. Wahrscheinlich schon, denn sie kann ihre Niederlassung offensichtlich unterhalten. Es muss also eine gewisse Anzahl von Leuten geben, die gleich ihr nach Himmel und Erde fragen. Das sind die, die auf die "sanften Heilsbringer Edelstein und Dinkelmehl" (H.-B. Gerl-Falkovitz) setzen.

 

Es gibt viele Menschen, die ihren "sanften Heilsbringern" vertrauen. Diese Heilsquellen können variieren; gemeinsam ist ihnen, dass sie sämtlich in die innerweltliche Sphäre von "Himmel und Erde" gehören. Niemand ist frei davon, der Attraktion des Sichtbaren, des Verwertbaren und des Nutzbaren zu erliegen und diese Dinge zu suchen.

 

In dieser Wendung wird das Unterste nach oben gekehrt. Gott wird sich in dieser Lebenspraxis verkrümeln. Er ist unwichtig geworden. Man mag einwenden: Es ist doch wirklich nicht so leicht, den vielen schlauen Menschen zu widerstehen. Ihre scheinbar zwingenden Weltverbesserungsideen sind oft recht eingängig und einschmeichelnd. Dann sagt der Mensch: "Jetzt habe ich endlich etwas Reelles, kann etwas tun, die Ärmel hochkrämpeln, anpacken und kämpfen usw."

 

Das ist ja alles gut und schön, aber um welchen Preis?

 

Hört nicht auf diese Reden, wenn sie Gott vergessen lassen oder gar Gottlosigkeiten bewirken. Wir haben das Wichtigste, das es gibt, unseren Glauben, d. h. unser unbedingtes Vertrauen zu Gott, zu bewahren im Leben und im Sterben. Der Rest wird sich dann wie von selbst ergeben. Hier gilt seit je: "Bleibe fromm und halte dich recht, denn einem solchen wird es zuletzt gut gehen." (Ps 37,37)

 

Heinrich Schütz hat unseren Vers in den Musikalischen Exequien vertont. Man achte auf die unerschütterliche Gewissheit und die gegründete Ruhe, die diese Musik ausstrahlt: https://www.youtube.com/watch?v=M5U1V5vkqzE

 

Solche Töne wirken ein einer Welt wie der unseren merkwürdig fremd und unvertraut. Wieso eigentlich? Sind wir denn von so vielen Menschen umgeben, die die Gottesgewissheit nicht mehr im Herzen tragen? Wie steht es mit uns?

 

Es ist eine Sternstunde menschlicher Hellsichtigkeit gewesen, als der Apostel Petrus, ein wahrer Fels, Christus die schönste Antwort gab, die sich denken lässt. "Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen? Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes." Joh 6,67-69

Quelle
Gemeindebrief Christuskirche Mai 2019