Tageslosung für Donnerstag, den 16. April 2020
"Weh denen, die weise sind in ihren eigenen Augen und halten sich selbst für klug!" Jes 5,21
Im Jahre 1837 wurde in Leipzig die komische Oper "Zar und Zimmermann" uraufgeführt. Wir dürfen als Sachsen also ein besondere Nähe zu diesem Stück beanspruchen. Alber Lortzing hatte nicht nur die Musik, sondern auch das Libretto geschrieben. Ich erinnere mich, dass ich als Kind mit den Eltern in einem Sommerurlaub eine Freiluftaufführung dieses Stückes im Stralsunder Hafen besuchen durfte. Ich habe von dieser Aufführung fast alles vergessen außer einem einzigen Detail. Der aufgeblasene, affektierte und eitle Bürgermeister der Stadt Saardam, der alles durcheinander bringt, fiel am Ende des Stückes - scheinbar aus Versehen - rücklings vom Kai in das moderige Hafenwasser.
Ach, es hat uns allen sehr gefallen, dass er baden ging.
Zu den berühmtesten Stücken, die dieser begabte Politiker zum Besten gibt, gehört dieses:
"... Alt und jung ruft mir zum Preise,
Ich bin Saardams größtes Licht.
O ich bin klug und weise,
Und mich betrügt man nicht.
Diese ausdrucksvollen Züge,
Dieses Aug', wie ein Flambeau,
Künden meines Geistes Siege,
Ich bin ein zweiter Salomo.
Dazu der Corpus noch in petto,
Mit einem Wort, ich bin ganz netto."
(Ich habe nachgeschlagen, dass "netto" in der Urbedeutung "rein, klar, glänzend" bedeutet. Auf Gehaltsbögen heißt es leider eher "bereinigt". Das sieht dann meistens nicht mehr so "glänzend" aus.)
Warum erwähne ich das hier so umständlich? Weil es eine Gefahr ist, sich klug und weise zu dünken. Denn solch ein Mensch geht baden. Nun sind auch Christenmenschen durchaus nicht frei von solchen Eitelkeiten. Ich weiß, wovon ich rede, leider.
Doch für diesen Fall schlage man einfach beim Apostel Paulus nach und lese, wie es mit der Weisheit bestellt ist, die uns den Kopf wieder zurecht rückt:
"Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen, was uns von Gott geschenkt ist." 1. Kor 2,12