Predigt über Jes. 40, 26 bis 31
1. „Tröstet, tröstet mein Volk!“
„Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.“ Mit diesem Auftrag tritt der Prophet an, den wir den Zweiten Jesaja („Deutero-Jesaja“) nennen. Im sog. Trostbuch Israels, den Kapiteln 40 bis 55 des Buches Jesaja, will er den Menschen in der babylonischen Gefangenschaft Mut machen. Sie sind müde, niedergeschlagen, verzweifelt, ohne Orientierung, haben ihr Gottvertrauen verloren.
Der Prophet will das Volk Israel trösten und aufrichten, ihm neue Zuversicht vermitteln. Keine Anklage, kein Vorwurf, keine Kritik. Manche Christen unserer Tage sprächen vielleicht von Strafe Gottes. Nicht so der Prophet: Er will die Menschen zum Nachdenken bringen, mit ihnen ins Gespräch kommen, Herz und Verstand erreichen. Er führt ihnen Gottes Größe und Wirken vor Augen: Wie Gott einst Israel aus der Knechtschaft in Ägypten befreit hat, so wird er eine Straße durch die Wüste bauen und sein Volk heimführen. Er hütet wie ein Hirte. „Erinnert euch und macht euch bewusst, was ihr mit Gott an Gutem erlebt habt!“
Das Trostbuch, oft als Evangelium des Alten Testamentes bezeichnet, zielt auf einen Neuanfang. In ihm verkündet der Prophet neben dem Angebot des Heils zum ersten Mal in der Bibel den Gott Israels als den Schöpfer der ganzen Welt. Er sieht in seinem Gott nicht nur den, der die Geschicke Israels leitet, sondern den Herrn der Weltgeschichte, der seine Schöpfung erhalten will und zu dem stehen wird, was er verheißen hat.
In diesem Trostbuch finden wir den Predigttext mit dem Kernsatz: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft.“
2. Quasimodogeniti („wie die neugeborenen Kinder“)
Quasimodogeniti: Der Name des heutigen Sonntags geht auf den lateinischen Text der Bibelstelle in 1. Petr. 1, 3 - Wochenspruch für die neue Woche - zurück: „Gelobt sei der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Gnade wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ Quasimodogeniti (zur Zeit der ersten Christen der Tauf-Sonntag, „durch die Taufe wie neugeboren“) lässt noch einmal die Hoffnung aufleuchten, die
Ostern mit der Botschaft von der Auferstehung Jesu entzündet hat. Dieser Sonntag kündet von der Zuversicht, die im Blick auf Christus in unser Leben und unseren Alltag mit Sorgen und Nöten, Mutlosigkeit und Resignation, neuen Aufschwung bringt.
3. Müde und matt
„Müde und matt“: Viermal finden wir diese Wendung in unserem kurzen Text. Sie beschreibt offensichtlich das Lebensgefühl der Menschen damals: Leere, Mutlosigkeit, Resignation: „An den Wasserflüssen Babylons saßen wir und weinten.“ (Ps. 137, 1) Das Volk Israel hatte seine Heimat und seine Identität verloren.
Zwar hatten ihnen andere Propheten lange vor der Verbannung und der Zerstörung Jerusalems die Katastrophe angekündigt, die Folgen eines Lebens, in der Gottes Gebote nicht mehr eingehalten wurden, Glaube zu leerer Fassade erstarrt und sittliche Maßstäbe verkommen waren, das Volk in seiner geistigen und geistlichen Orientierungslosigkeit keine Zukunft mehr haben konnte. Doch nur Wenige hatten dem Glauben geschenkt, Viele wollten nicht wahrhaben, was warnende Stimmen mit Weitblick voraussagten.
Kommt uns Solches nicht bekannt vor? Werden nicht auch bei uns oft ernstzunehmende Warnungen in den Wind geschlagen?
Inzwischen war das Unheil eingetreten: Jerusalem und der Tempel waren zerstört, die Menschen mutlos, verzweifelt, ohne Orientierung und Gottvertrauen. Viele, die vorher kaum auf Gottes Wort hatten hören wollen, gaben Gott die Schuld an der von den Menschen mitverantworteten Katastrophe, deren Folgen sie nun hautnah zu spüren bekamen. Jetzt brach die Anklage gegen Gott aus ihnen heraus: „Unser Weg ist dem Herrn verborgen. Und unser Recht geht an Gott vorüber.“ Sie meinten, Gott habe sie verlassen und kümmere sich nicht mehr um sie, ihm sei gleichgültig, was sie durchzustehen hätten, er habe sie abgeschrieben. Wo ist Gott? Existiert er überhaupt?
Kennen wir nicht aus unserem Leben und Alltag solche Gedanken und Klagen - zumal in diesen Wochen -, wenn wir mutlos sind, nicht mehr weiter wissen, den Kopf/die Flügel hängen lassen und fragen: „Sieht uns/mich Gott überhaupt noch? Lässt er mich in meiner Hilflosigkeit nicht hängen? Ist ihm egal, wie es mir geht, bin ich ihm egal?“ In solchen Zeiten zerbricht der Lebensmut, man wird müde und matt, der Glaube angefochten.
Wir brauchen uns solcher Gedanken nicht zu schämen und sie nicht zu verdrängen. Auch große Glaubensgestalten der Bibel
wurden müde und matt, etwa Elia, als er vom Tod bedroht war („Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele!“), die Emmaus- Jünger nach der Erfahrung am Karfreitag („Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen würde.“) oder Jesus selbst in Gethsemane („Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“). Zerstobene Hoffnungen. Christa Wolf sprach 1989 von Hoffnungs-Müdigkeit. Kann, will Gott überhaupt helfen?
Wie oft fragen wir: „Warum geschieht dies oder jenes?“ „Weshalb lässt Gott Schlimmes, Krieg, Corona, Leiden, Sterben zu?“ „Weshalb müssen Menschen leiden?“ „Wo ist Gott?“ „Überlässt er die Menschheit sich selbst?“ Fragen dieser Wochen. Eine Erkenntnis reift sicherlich: Gottlosigkeit, Leben ohne Gott hat Folgen - für den Einzelnen und für die menschliche Gemeinschaft.
4. „Hebt eure Augen auf!“
Mutlose, Niedergeschlagene, Verzweifelte lassen den Kopf hängen, starren auf den Boden. Die Müden und Matten fordert der Prophet auf, die Blickrichtung zu ändern und die Augen in die Höhe zu richten - nicht platt, wie oft zu hören: „Sieh nach vorn! Es muss weitergehen!“ - Nein! - Schaut nach oben! - Was seht ihr?
„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?“ (Ps. 121, 1) Wer hat das alles erschaffen? - Gott. - Er kennt alles, was er schuf. „Weißt du, wieviel Sternlein stehen an dem hohen Himmelszelt? Gott, der Herr, hat sie gezählet, dass ihm auch nicht eines fehlet an der ganzen großen Zahl.“ (EG 511) Meint ihr, dass Gott seine Schöpfung, an der er hängt („Und siehe, es war sehr gut.“ 1. Mose 1, 31), dass er euch imStich lassen könnte? Die Geschöpfe zeugen doch vom Schöpfer; sie sind und bleiben sein Werk, sind ihm wichtig.
„Was unser Gott geschaffen hat, das will er auch erhalten.“
(EG 326, 3) Die unvorstellbaren Ausmaße von Schöpfung und Weltall lassen Rückschlüsse zu auf den, der dies alles geschaffen hat, seine Größe und Allmacht, seine Möglichkeiten zu handeln.
Die Hörer des Propheten/wir werden an den Weg erinnert, den Gott mit ihnen/uns gegangen ist, seine Taten, alle Bewahrung, das Gute, das wir im Laufe unseres Lebens empfangen haben. „Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (Ps. 121, 2). Das vergessen wir leicht, wenn uns Not und Anfechtung überfallen. Im Erinnern sprechen wir „Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ (Ps. 103, 2) und wir singen „Vergiss nicht zu danken dem ewigen Herrn, er hat dir viel Gutes getan.“
Deshalb auch: „Lasset uns aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Hebr. 12, 2), den am Kreuz erhöhten Christus, den Gott für uns dahingegeben hat, der durch die Auferstehung den Tod überwunden, Schuld und alles Tod-Bringende auf sich genommen hat, so dass wir dankbar zu Gott aufschauen können. In Jesus hat Gott die Welt gerettet, deshalb lässt er sie auch jetzt nicht im Stich.
Wir sind - nach Karfreitag und Ostern - eingeladen zu diesem Blick und zum Erkennen, dass Christus für uns gestorben und auferstanden ist. Von den verzagten Emmaus-Jüngern heißt es: „Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen.“ (Joh. 20, 20) Dies gilt und hat Bestand, auch in diesen Wochen.
5. „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft.“
Denen, die müde und matt geworden sind, stellt der Prophet Gott gegenüber, der niemals müde wird. „Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde und matt.“ Das ist der erste Kernsatz unseres Textes.
Der zweite Kernsatz lautet: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“, so dass sie ihren Weg weitergehen können. Ihnen wachsen gleichsam Flügel, dass sie sich erheben können aus allem, das Menschen zu Boden drückt. „Harren“ meint dabei nicht abwarten, über sich ergehen lassen, sondern sich bewusst einlassen auf Christus, sich darauf verlassen, dass er uns sieht und es zu seiner Zeit recht macht. „Sein Verstand istunausforschlich.“ („Dein Wille geschehe“).
Harren ist Festhalten an den Verheißungen Gottes, trotz aller Verzagtheit, gegen die Widrigkeiten dieser Welt und unserer Zeit. Den müde und matt Gewordenen, den Menschen mit gebrochenem Herzen und hängenden Flügeln ruft Jesus zu: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ (Matth. 11, 28) Wer auf ihn harrt, darf sich aufschwingen mit Flügeln wie Adler. Gestärkt durch die Kraft Jesu können wir wieder aufstehen. Da zeigt sich dann, was heißt „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2. Kor. 12, 9)
6. Gegenwart und Allmacht Gottes
Manches bis hierher Gesagte klingt so einfach, vielleicht sogar einleuchtend. Und wenn man vollmundige Äußerungen fundamentalistischer Evangelikaler in Amerika, Afrika und anderswo hört, könnte man angesichts eigener Schwachheit und Kleinglauben verzagen. Es ist doch alles so klar - anscheinend.
In den letzten Tagen las ich im Internet: „In Zeiten von Corona gibt es vorübergehende Lieferengpässe, aber nie, wenn es um Gottes Gnade geht: Von seiner Fülle haben wir genommen Gnade um Gnade.“ (Joh. 1, 16) Wem hilft dieser Zuruf in der gegenwärtigen Situation? Wie richten wir als Gemeinde und Kirche Menschen auf und machen ihnen Mut? Wo ist Gott? Wie kann ich ihn erfahren? Wie bekomme und vermittle ich Zuversicht?
Unser Text sagt dazu:
„Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all das geschaffen? Er führt ihr Heer (alles Geschaffene) vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen (Er kennt sie), seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eines von ihnen fehlt (Nichts, Keiner geht verloren - Leitspruch des Christlichen Jugenddorfwerkes, CJD: „Keiner darf verloren gehen!“).“
„Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde und matt, sein Verstand ist unausforschlich.“
„Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug (so viel sie nötig haben, brauchen, not-wendend ist) den Unvermögenden.“
Um diesen Herrn geht es, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der ganzen Welt, den Herrn der Weltgeschichte, den Allmächtigen, der die Welt mit all ihren Entwicklungen - manchmal entgegen allem Anschein - in seinen Händen hält, alles und Jeden (mit Namen) kennt, der seine Schöpfung nicht im Stich lässt, mit seiner Macht und Treue bei uns ist, Niemanden fallen lässt oder abschreibt, der schließlich am Ende aller Zeiten steht.
Im Trostbuch, macht der Prophet deutlich, dass Gott stark ist, seine Stärke zu unserer Stärke wird, auch und gerade zur Stärke derer, die eben kein eigenes Vermögen, keine eigene Kraft haben, aber auf Gott und seine Kraft vertrauen.
Von dem Theologen Karl Barth sind vom Tag vor seinem Tod im Dezember 1968 folgende Sätze angesichts der damals bedrückenden aktuellen Lage überliefert: „Ja, die Welt istdunkel. Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert, nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, sondern ganz von oben, vom Himmel her. Gott sitzt im Regiment. Darum fürchte ich mich nicht. Bleiben wir doch zuversichtlich, auch in den dunkelsten Augenblicken. Lassen wir die Hoffnung nicht sinken, die Hoffnung für alle Menschen, für die ganze Völkerwelt! Gott lässt uns nicht
fallen, keinen einzigen von uns und alle miteinander nicht. Es wird regiert!“ - ein hilfreiches Wort auch für unsere Tage, ebenso das von Gustav Heinemann: „Die Herren dieser Welt kommen und gehen; unser Herr kommt.“.
7. Ostern: „Christ ist erstanden!“
Wir alle gehen auf unseren Tod zu. Dieses Wissen stellt alle Versuche der Sinnfindung auf die Probe. Was uns auf Erden mit Anderen verbindet, besteht nur auf Zeit. Was man auch erreichen könnte, es wird schon bald vergangen und vergessen sein.
Dahinein hören das Evangelium des Alten Testamentes, hörten wir die Osterbotschaft: Christus ist auferstanden! Uns ist zugesagt, dass wir mit ihm leben werden, der Tod für uns Eingang zum Leben ist. (In der Osterausgabe des „Sonntag“ lesen wir dazu gute Gedanken des Theologen Jürgen Moltmann.) Von Dietrich Bonhoeffer wird berichtet, dass er kurz vor seiner Hinrichtung sagte: „Dies ist das Ende, für mich der Beginn des Lebens.“
Hilft uns diese Gewissheit, nicht müde und matt zu werden? Hilft sie in einer Welt, in der der Tod zu regieren scheint - Kriege, Verbrechen, Abtreibungen, Krankheiten - mit weitreichenden Folgen für unser Zusammenleben? Sicher bekommen wir auf viele Fragen zu Menschheitsgeschichte, Weltall und globalem Geschehen keine Antworten. Gottes Verstand ist unausforschlich. Aber der Prophet will seine Hörer, uns ganz persönlich ansprechen und erreichen. Er sagt denen, die auf den Herrn harren, die sich ganz auf ihn einlassen, neue Kraft zu, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
Vor Jahren, es war kurz nach Weihnachten, sagte mir ein Freund aus dem Auto, dass er gerade zu seinem Bruder fahre, der gestorben sei, am Tag zuvor habe seine Tochter ein Kind geboren. So nah liegen Tod und Leben beieinander, Kreuzigung und Auferstehung, Corona und Ostern. In Gottes Ratschluss hat Beides seinen Platz, Jeder von uns einen Namen, Jeder von uns das Angebot ewigen Lebens. Ich finde es tröstlich mir bewusst zu machen, dass ich nicht tiefer fallen kann, als in Gottes Hand. Das ist eine Perspektive, die trägt.
Noch ein Wort zu der Vorstellung, bei Corona oder anderen Plagen handle es sich um eine Strafe Gottes: Nach Karfreitag und Ostern wissen wir „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jes. 53, 1) Die große Verunsicherung, die der kleine Virus auslöst, könnte ein
Hinweis sein, dass wir in dieser Welt nicht alles unter Kontrolle haben, Vieles nicht verantwortlich und Gottes Willen gemäß ist. Vielleicht will er auf diese Weise seine Schöpfung schützen. Ich erinnere an Bonhoeffers Worte: „Ich glaube, dass Gott aus allem,auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann. Dafür braucht er Menschen, die sich alles zum Guten dienen lassen.“
8. Er „kennt auch dich und hat dich lieb“
Mit diesen Worten endet das Lied „Weißt du wieviel Sternlein stehen“. Auf der einen Seiten der gigantische Kosmos, seine Milliarden Jahre umfassende Geschichte, auf der anderen Seite: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Gott, der alle Sterne kennt und mit Namen ruft, kennt jeden einzelnen Menschen und sein Schicksal. Nichts ist ihm verborgen. Gott kennt mich und Dich. Er weiß, wie es um dich steht. Er kennt Sorgen, Tränen, Belastungen, Ängste. Du bist bei ihm nicht abgeschrieben. Dein Weg ist ihm nicht verborgen. Im Glauben an ihn und im Vertrauen auf ihn haben wir Zukunft und Hoffnung. Deshalb: „Lasset uns aufsehen zu Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.“ (Hebr. 12, 2) Darin erweist sich dann ein tiefer Zusammenhang: Glaube mindert Angst, nimmt sie gar, gibt neuen Lebensmut. (Jünger im Sturm auf dem See Genezareth)
Fassen wir zusammen: Ihr seid müde und matt. Das ist nicht verwunderlich: Leben ohne Gott hat Folgen. Aber Gott hat euch nicht fallengelassen. Seht nach oben, macht euch bewusst, wer das alles geschaffen hat, erinnert euch, was ihr in eurem Leben an Gutem erfahren habt. Gott gibt seine Schöpfung nicht auf. Er wird nicht müde und matt, richtet auf, gibt Müden Kraft. In der Auferstehung Jesu ist der Tod, alles Endliche überwunden. Im Glauben an ihn haben wir Zukunft und Hoffnung auf das ewige Leben. Er kennt dich und hat dich lieb. Das glauben, darauf vertrauen wir.
Der bekannte Text „Spuren im Sand“ veranschaulichen, worum es dem Propheten in unserem Text geht: Er will uns Mut machen, an Gott zu glauben und ihm zu vertrauen - in jeder, auch noch so schwierigen Situation unseres Lebens und Alltags. „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft.“
In diesem Bewusstsein können wir mit Psalm 103, 5 singen:
„Lobe den Herrn, meine Seele, der deinen Mund fröhlich macht, und du wieder jung wirst wie ein Adler.“
Im Vertrauen auf Allmacht und Wirken Gottes beten wir:
Gebet
Herr, unser Gott! Du weißt, wie oft unser Vertrauen auf Deine Hilfe ermüdet und matt wird. Wir sollten uns täglich darauf verlassen, dass Du unsere Zuversicht und Stärke bist. Doch immer wieder zeigt sich, dass wir das Zutrauen dazu verloren haben, dass allein der Glaube an Dich uns durchtragen kann. Wir haben verlernt, aus den unversiegbaren Quellen zu schöpfen, aus denen Hoffnung und genug Energie für die Bewältigung unserer Probleme strömt.
Herr unser Gott! Gib unserem schwachen Glauben neuen und starken Mut, dass wir auffahren können mit Flügeln wie Adler. Überwinde unsere Müdigkeit und unser Unvermögen. Lass uns wieder Großes und Entscheidendes von Dir erwarten - in den Fragen und Problemen unserer Welt und dieser Wochen, aber auch in den scheinbar kleinen Dingen, die uns in unserem alltäglichen Leben bewegen und belasten. Lass uns mit Dir über Mauern springen, in denen wir uns eingesperrt fühlen wie in einem Gefängnis, das aus den Steinen unserer Angst gebaut ist. Hilf uns, dass wir wieder laufen können ohne matt zu werden, dass wir wandeln können und unterwegs nicht müde werden. Stärke unseren Glauben und unser Vertrauen!
Herr, Du bist unser Gott, im Leben und im Sterben, auch in dieser Zeit. Du hältst unsere Welt in Deinen Händen. Du allein bist unsere Zuflucht und Hoffnung. Zu Dir rufen wir voller Vertrauen in deine Allmacht:
Lass uns nicht verzweifeln in unserer Sorge und Angst - um uns, unsere Angehörigen, unsere Mitmenschen, unser Land, unsere Welt. Gib uns den Halt, den Dein Wort uns zusagt, Hoffnung an jedem Tag.
Überwinde durch Dein Wort unsere Angst vor allem, das uns beunruhigt, bedrängt, belastet und krank macht. Lass uns verbunden sein und bleiben mit Jesus Christus, deinem Sohn.
Nimm Dich all derer an, die erkranken, Schmerzen aushalten müssen, leiden, einsam und mutlos, die auf Andere angewiesen sind. Lass ihnen wirksame Hilfe zukommen, gib ihnen Zuversicht und Hoffnung.
Stärke alle Verantwortlichen und Mitarbeiter, die jetzt besonders gefordert sind in Krankenhäusern und Pflege, zur Versorgung und bei Dienstleistungen, in Politik, Verwaltung und Sicherheitsdiensten.
Lass Vernunft und Besonnenheit einkehren bei denen, die den Ernst der Lage noch nicht erfasst haben. Mach Menschen bereit zu helfen, wo immer Hilfe nötig und möglich ist. Zeige uns dafür unseren Platz.
Lass unsere Gemeinden und die Kirche erkennen, wo und in welcher Weise sie jetzt gefragt sind und Menschen spüren lassen können, dass es einen Weg über die Sorgen des Alltags hinaus gibt.
Lass uns zuversichtlich sein und trotz alles Schweren die Freude erfahren, die uns durch Tod und Auferstehung Deines Sohnes verheißen ist. Stärke unseren Glauben! Wir befehlen uns Dir an.
Amen