Gedanken zur Tageslosung am Donnerstag, den 4. Juni 2020

"David sprach zu Goliat: Du kommst zu mir mit Schwert, Spieß und Sichelschwert, ich aber komme zu dir im Namen des HERRN Zebaoth." 1. Sam. 17,45

 

Leider besitze das kleine Büchlein nicht, das ich mir als Jugendlicher aus der Bibliothek meines Vaters angelte. Es war ein verschlissenes Bändchen mit kurzen Aufsätzen des englischen Historikers Arnold Toynbee. Ich kann mich nur an einen erinnern. Er hatte eine kriegsgeschichtliche Entwicklung zum Inhalt, die mich damals überraschte. Leider kann ich sie jetzt nicht noch einmal nachlesen. So muss ich die Grundthese aus dem Gedächtnis wiedergeben. Sie lautete etwa so: 

 

Schon immer verläuft die Entwicklung der kriegerischen Rüstung zyklisch. Sie folgt immer der Tendenz, sich noch defensiver auszurüsten: Aus der Lederkappe wird der offene Eisenhelm. Aus diesem ein geschlossener. Aus dem Lederkoller ein Kettenhemd. Daraus wiederum ein metallener Harnisch. Aus ungepanzerten Pferden werden Streitwagen und schließlich Panzer usw. Dieses überbordende Schutzinteresse soll der Angst und dem Kleinmut entgegenwirken. Es führt letztlich zur Selbstlähmung und Erstarrung. Dem äußeren Vorgang entspricht ein innerer. Toynbees überraschende Beobachtung ist, dass die Beweglichkeit des Ungerüsteten über die Selbstlähmung des Überschutzbedürftigen siegt. Entscheidend ist nicht die Ausrüstung, sondern ein beflügelndes, inneres Element. Soweit in etwa seine Beobachtung.

 

Der berühmte Kampf Davids gegen Goliath ist ein Musterbeispiel dafür. Auswendig betrachtet hat David nichts als die Steinschleuder, eine vergleichsweise harmlose Hirtenwaffe, also fast nichts.

 

Inwendig hat er das Wichtigste dabei, nämlich die "verwegene Zuversicht" (M. Luther) des Glaubens an den Beistand Gottes. Damit wird er unbesieglich.

 

Wir Christen sollen nicht Meister in der Panzerung, dem vorbauenden Überschutzbedürfnis und der Übervorsicht sein. Wo soll das hinführen? Ganz zweifellos haben wir Christen und die Kirche Kämpfe mit der Welt auszufechten. Wir sind von einer gottlosen Welt geradezu umstellt, die alles, was uns wertvoll ist, zu zerstören sucht. Das lassen wir nicht zu.

 

Die Welt soll uns nicht schrecken. Wir dürfen nicht verführen lassen, mit der Bewaffnung der Welt Schritt halten zu wollen als könnten wir uns mit ihren Mitteln retten. Das ist schon immer gescheitert. Wir stehen in der selben "verwegenen Zuversicht" wie seinerzeit David. Unsere Kraft tragen wir im Glauben. Der Heilige Geist, der uns eingegossen und geschenkt ist, macht uns unbesieglich. Das dürfen wir niemals vergessen. "So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit und beschuht an den Füßen, bereit für das Evangelium des Friedens."

Quelle
Gemeindebrief Christuskirche Mai 2019