Gedanken zur Tageslosung am Donnerstag, den 18. Juni 2020

von Pfarrer Dr. Friedrich Christoph Ilgner

"Noah tat alles, was ihm Gott gebot." 1 Mose 6,22

 

Kürzlich wurde ich auf einen englischen Krimi hingewiesen, der in Amsterdam handelt. Ich habe in ihn hineingesehen. Er ist ziemlich aufwändig gemacht. Er bedient alle Themen des Zeitgeistes. Gerade deshalb gibt er vermutlich einen Einblick in das, was man heute so für richtig und wichtig hält. Das Fernsehen gleicht sich solchen Strömungen perfekt an; was "hip" ist, taucht todsicher in blanken Hochglanzserien auf.

 

Wem begegnet man da? Einer kranken, verdorbenen, verlogenen Welt, wo man nur hinsieht. Ich verkehre nicht in einer Welt, wie sie dort gezeigt wird, zweifele aber nicht daran, dass es sie gibt. Am erschreckendsten ist, dass das Christentum, das dort vermittelt wird, eine skurrile, halb wahnsinnige Pseudomystik zwischen Wahnsinn und Verbrechen ist. Es passt in das verdorbene Gesamtbild, das die Serie von der Wirklichkeit malt.

 

Aber was um aller Welt bringt die Filmemacher dazu, ein solches Zerrbild zu erdenken? Sind die von allen guten Geistern verlassen? Sind denn die Worte der Heiligen Schrift schon so verschüttet und vergessen, dass solch bluttriefender Unsinn überhaupt möglich ist? Aber ich will den Mund nicht zu voll nehmen.

 

Noah hatte es gut. Er hat die Stimme Gottes gehört, die ihm haarklein mitteilte, was zu tun sei. Das Material der Arche, seine Verarbeitung, das Aussehen des Schiffes, Fenster, Türen, wer mitfahren soll usw. Noah brauchte das alles nur noch machen, könnte man meinen.  

 

Man braucht einfach nur noch machen, was Gott sagt und schon geht alles gut. Was meine ich? Zum Beispiel ihm vertrauen, seinen Namen nicht missbrauchen, sein Wort nicht verachten, die Obrigkeit respektieren, den Nächsten lieben, wie sich selbst, nicht töten, ehebrechen, stehlen, lügen und habgierig sein usw. Nun, jeder weiß, das sagt sich leicht und tut sich schwer.

 

Noah hatte die Stimme Gottes vernommen. War damit auch schon klar, dass er sie beherzigt? Nein, das war keine Selbstverständlichkeit. Es ist ganz offenbar auch heute keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen nicht unbedingt auf die Filmemacher der neuesten Fernsehserien verweisen. Es genügt ein Blick in unser Leben. Da findet sich genug.

 

Menschen scheitern an den Geboten Gottes, weil sie sie nicht beherzigen. Noah aber zeichnete aus, dass er das Wort Gottes ernst nahm. Darin bleibt er uns ein Vorbild.

 

Berühmt ist der erste Gedanke des Hebräerbriefes. Dort heißt es, dass Gott sich mancherlei Propheten erwählt habe, um die Menschen seinen Willen wissen zu lassen. Zuletzt aber, gleichsam als ultimatives "Wort", habe er seinen Sohn gesandt, "das Ebenbild seines Wesens". In ihm spricht er zu uns, in ihm vermittelt er uns sein Heil. In immer neuen Anläufen verweist die Verkündigung auf diese Tatsache.

 

Was haben wir davon? Einen starken, unbesieglichen Glauben, der die Verdorbenheit der Gegenwart, wo immer sie nach uns greifen will, erkennt und ihr widerstehen lernt: "Es ist der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht." Hebr 11,1

Quelle
Gemeindebrief Christuskirche Mai 2019