"Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind." Psalm 73, 1
Ernst Wiechert ist einer der meistgelesenen Schriftsteller des 20. Jh. gewesen. Heute ist er fast vergessen. Mir fiel vor Jahren eines seiner Bücher in die Hand. Es trägt den Titel "Das einfache Leben". Es ist nicht leicht zu lesen, weil es sich in Andeutungen bewegt. Der Hauptheld ist ein "Aussteiger", der nach den verheerenden Erlebnissen als Offizier im 1. Weltkrieg an Seele und Gemüt beschädigt ist. Er lebt als einfacher Fischer in Masuren. Die Geschichte bleibt offen, viel in der Schwebe.
Ich habe damals das Buch gelesen als bewegende Suche nach einem reinen Herzen und nach Gott.
Erst viel später habe ich erfahren, dass Wichert diesen Roman nach einer Inhaftierung und Kasernierung im KZ Buchenwald geschrieben hat. Es ist Ausdruck der "Inneren Emigration" geworden. Wiechert verweigerte sich der nationalsozialistischen "politischen Gleichschaltung". Goebbels schrieb damals in sein Tagebuch: „Vernehmungsprotokoll von dem sogen. Dichter Wiechert gelesen. So ein Stück Dreck will sich gegen den Staat erheben. 3 Monate Konzentrationslager. Dann werde ich ihn mir persönlich kaufen." Unglaublich! Entsprechend wurde verfahren.
Wichert selbst sagt über seinen Roman "Das einfache Leben": "Mit ihm spülte ich mir von der Seele, was sie beschmutzt, befleckt, erniedrigt, entwürdigt und zu Tode gequält hatte."
Er hat wirklich gesucht, sich ein reines Herz zu bewahren. Allein das ist bewundernswürdig.
Wie steht es mit unserem "reinen Herzen"? Sind wir unverstellt, gerade zu, ohne Falsch, ohne Neid, Haß und all die zerstörerischen Kräfte der Welt, die auf uns einwirken und unablässig darauf hinwirken, uns zu besitzen? Jeder prüfe sich selbst. Das ist wichtig.
Unsere Losung verknüpft beides: den Trost und die Reinheit des Herzens. Kann es sein, dass der Trost Gottes ohne ein reines uns Herz verfehlen, uns nicht erreichen, uns nicht verändern kann? Ich möchte dies als vorsichtige Frage stehen lassen, zum Nachsinnen.
Die Ermutigung zum reinen Herzen gibt uns der zugeordnete Lehrtext: "Ihr Lieben, wenn uns unser Herz nicht verdammt, so reden wir freimütig zu Gott, und was wir bitten, empfangen wir von ihm; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm wohlgefällig ist." 1. Joh 3, 21-22