Andacht zur Tageslosung für Sonnabend, den 2. Mai 2020

"Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir." Ps 51, 13

 

Man stelle sich vor, es würde einem die Frage vorgelegt: "Hast du den Heiligen Geist?" Was würde man antworten?

 

Erster Impuls: Was ist das für eine Frage? Komisch, etwas unangenehm. Habe ich mir das schon einmal überlegt? Ich sollte um eine Antwort nicht verlegen sein.

 

Zweiter Impuls: Natürlich lautet die Antwort "Ja, ich habe den Heiligen Geist".  Ich weiß es und ich glaube es.

 

Was eigentlich lässt uns hier zögern? Eine gewisse Bescheidenheit, den Mund nicht zu voll zu nehmen? Oder eine Unsicherheit, ob das, was sich an Glauben in mir findet, mit jener gewaltigen göttlichen Kraft zu tun hat? Oder die Unfasslichkeit dessen, was der Heilige Geist bei mir wirkt? Oder der Zweifel, ob ich ihn habe - oder ob es irgendein Geist der Welt ist, aus dem ich lebe?

 

Ich bin überzeugt, dass diesem Zaudern ein Missverständnis zugrunde liegt. Dieses betrachtet den göttlichen Geist Gottes, jene dritter Person der Trinität, als eine Spezialkraft, die separat zu meinem Glauben irgendwie spürbar hinzutreten müsse, damit ihr Dasein von mir bestätigt werden könnte.

 

Sie ist aber der Glaube selbst in einer unübertrefflichen Unmittelbarkeit der Nähe Gottes, dass gilt, was Paulus sagt (und Luther poetisch übersetzt:) "Denn in ihm leben, weben und sind wir." (Apg 17, 28)

 

Das bedeutet: Vertraue diesem Heiligen Geist! Er ist Gott alles in allem. Er führt dich seinen Weg. Er leitet dich in der Gemeinschaft der Heiligen aller Orte und Zeiten. Er kommt nicht fremd hinzu, sondern ist, da er doch in der Heiligen Taufe sichtbar ausgegossen ist in dein Herz und Gemüt, stets und immer und überall in dir und um dich her. Er muss es sogar sein, der dich zuweilen in Zweifel führt und Unsicherheit, auf dass du glaubst. Vertraue ihm und höre und lebe.

 

"Wir danken Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines geliebten Sohnes." Kol 1, 3.13

Quelle
Gemeindebrief Christuskirche Mai 2019