Gedanken zur Tageslosung am Dienstag, den 26. Mai 2020

"Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage." Ps 14

 

Ihren  Vortrag "Sind die Religionen am Ende?" leitet die einstige Dresdner Religionsphilosophin Hanna Barbara Gerl-Falkovitz mit einer hübschen ironischen Wendung ein: "Wie könnte in einem Lande die Religiosität am Ende sein, wo zwar die Auferstehung mehr als fraglich ist, man sich aber als Fußball-Fan in Hamburg in einen Fan-Friedhof einkaufen kann, von dem aus der postmortale Blick auf das Stadion des FC Pauli möglich ist? Das ist doch ein außerordentliches Zeichen für hohe Religiosität, dass das noch angenommen wird."

 

Ob wohl der "HERR", wenn er "vom Himmel schaut auf die Menschenkinder" denkt, dass sie "klug" seien?

 

Gott hat, als er die Menschen schuf, "die Ewigkeit in ihr Herz gelegt" (Pred 3,11). Darum fragen sie nach Sinn und Ziel des Daseins. Die Antworten, die sie finden, sind mitunter kurios.

 

Dass der Mensch auf Schritt und Tritt spürt, dass er ein "Mängelwesen" ist, erweist sich auch für die Gottesfrage als Segen. Er muss über sich hinausfragen nach dem Ewigen. Es ließe ihm keine Ruhe, nicht zu fragen und seine Sehnsucht nach einer Antwort zu unterdrücken.

 

Es lebt also in uns Menschen die Neugier, mehr verstehen zu wollen als vor Augen und handgreiflich ist. Wir sinnen nach über das Dasein der Welt und unserem Leben in ihr. Wir bezweifeln, dass das alles eine bloß hinnehmbare Aneinanderreihung von Zufälligkeiten sei, die sich in bedeutungsloser Kontingenz erschöpfe.

 

Wir lauschen in uns hinein - und finden nicht viel. Wir lauschen in die Welt - und finden ebenfalls nicht viel. Wir lauschen auf die Worte einer alten, überlieferten Offenbarung in Jesus Christus - und fangen an zu ahnen, dass der Heilige Geist Gottes zu uns spricht und uns neu zurüstet. Sind wir bereit, sein Wort zu hören? Können wir insoweit "klug" sein, dass wir das heilsame Wort nicht bei der "Welt", sondern bei Gott suchen?

 

"Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene." Röm 12,2

Quelle
Gemeindebrief Christuskirche Mai 2019