"Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den HERRN zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt.!" Hos 10,12
Auf dem Brühl in Leipzig gab es einen Antiquitätenladen. Oft bin ich, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs war, dort hineingeschlendert. In der Türe lag für gewöhnlich ein fetter, hässlicher Mops. Anfangs dachte ich, der lebe gar nicht, sondern sei ausgestopft. Eines Tages aber, als ich gerade über ihn hinweg stieg, nieste er. Dieses träge, feiste Exemplar erschreckte mich. Es lebte also doch. Unter all dem Kram, der dort zum Verkauf stand, gefiel mir besonders ein großes Ölgemälde. Es hing längere Zeit an der Wand eines Treppenaufganges, auf der rechten Seite, schon fast ganz oben. Der Laden erstreckte sich über zwei Stockwerke. Ich bin oft dorthin gegangen, über mehrere Wochen, um mir das Bild zu betrachten. Jedes Mal dachte ich: Hoffentlich ist es nicht schon verkauft, dass ich es mir noch einmal ansehen kann. Es war recht teuer und fand lange keinen Käufer. Eines Tages freilich kam ich vergeblich.
Es zeigte eine Sommerlandschaft. Der Betrachter stand auf einer Anhöhe und blickte über ein wogendes, goldgelbes Getreidefeld in die Ferne. Rechts, im Mittelgrund, stand ein idyllischen Bauernhof. Die Walmdächer des Gehöftes schmiegten sich in die wellige Landschaft und waren umstanden von alten Bäumen. In der Ferne, kaum sichtbar, pflügte ein Bauer mit einem Ochsengespann ein abgeerntetes Feld. Über allem erstreckte sich ein strahlend blauer Sommerhimmel, von links her zogen einige Kumuluswolken heran. Das war eigentlich alles. Keine große Sache, aber ein herrliches Bild. Es war in impressionistischer Manier gemalt. Die Sommerhitze machte die Umrisse flirrend und weich, die blendende Sonne und die kurzen, sehr dunklen Schatten verwiesen auf die Höhe des Tages. Alles war eher in Andeutungen gehalten. Das ganze Bild strahlte vor lauter Energie und lebendiger Bewegtheit eines heißen Julitages.
Solch ein Bild erzeugt der Prophet Hosea. Er vergleicht die Suche nach Gott mit dem Pflügen einer neuen Furche. Er sieht nicht vorrangig die Mühsal und die Anstrengung. Er sieht das lebendige, kraftvolle Vorhaben, ein Neues zu schaffen, den Versuch zu wagen. Es ist etwas Herrliches, sich etwas vorzunehmen, das man anpacken möchte. Jetzt ist die Zeit dafür, jetzt will der Boden bereitet sein, jetzt will der Pflug kraftvoll die Krume durchbrechen, damit wieder etwas wachsen kann. Es soll Nahrung geben, Frucht und Ernte. Das Tun ist nicht sinnlos. Es liegt ein Segen auf der sommerlichen Anstrengung.
Hosea interessieren nicht die bange Fragen: Wird es mir gelingen? Reichen meine kleinen Kräfte? Kann ich das durchhalten? Spricht nicht auch viel dagegen?
Ihn interessiert das fröhliche Tun. Er lässt sich nicht abschrecken. Er sagt: Das Reich Gottes will wachsen und ihr könnt dabei mittun. Nicht hektisch und überstürzt, sondern stetig und mit der nötigen Konzentration, die Richtung halten, eine Furche nach der anderen ziehen. Danach der Samen in die Erde. Dann ist viel geschafft.
Für Wasser und Wachstum wird Gott selbst sorgen, "... bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!" Die Vorstellung, dass die Gerechtigkeit Gottes einem warmen Sommerregen gleicht, können wir in diesen Tagen besonders gut nachvollziehen. Wir warten darauf.
"Zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit." Eph 4,24
