"HERR, gedenke doch an deinen Bund mit uns und lass ihn nicht aufhören!" Jer 14, 21
Der Film "Titanic" von 1997 war einer der meistgesehenen Filme aller Zeiten. Sie haben ihn vielleicht auch gesehen. Vor meinem inneren Auge ist vor allem der Moment geblieben, als das Schiff in Schieflage gerät und Tische, Stühle und schließlich auch Menschen ins Rutschen geraten. Das löst einen angstvollen Schrecken aus.
Im Ausspruch des Propheten Jeremia klingt die Angst an, dass sich Gott zurückziehen könnte aus dem menschlichen Leben. Zöge er sich zurück, zielte der Glaube ins Nichts. Dann bliebe der Mensch allein. Er wäre auf sich zurückgeworfen. Auf sich allein gestellt merkte er, dass er sich selbst sich nicht viel zu geben hat. Das Leben und alle Dinge würden fragwürdig und brüchig. Es wäre, als neigte sich der feste Boden unter seinen Füßen zu einer schiefen Ebene, die alles ins Rutschen bringt.
Es mangelt dem Menschen nicht an Sensibilität für die Gefahr eines gottlosen Lebens. Sofort sucht er neuen Halt. Er nennt das meist eine "Vision". Das Vakuum, das eine Abwesenheit Gottes hinterlässt, füllt er im Nu wieder auf. Wir haben bis in die Gegenwart so manche Ideologie erlebt, die die Stellung einer Ersatzreligion errungen hat.
Es kommt dann aber der Zeitpunkt, wo sich erweist, dass solche Ideen und Gedanken, mit denen der Mensch seine Erlösung betreibt, seinen Untergang bedeuten können. Er wird sich selbst das Maß und darin maßlos. Er zerstört sich und den Nächsten.
Es ist leicht, auf andere zu zeigen. Es ist schwer, sich den - oft verdeckt schlummernden - Allmachtsphantasien in uns zu stellen. Sie trennen uns von Gott. Sie vertreiben ihn. Sein Rückzug aus unserem Leben ist wohl gar nicht sein aktives Tun, sondern eine Reaktion auf uns.
Was ist zu tun? Fest steht: Gott hat sich in Jesus Christus offenbart. Er hat damit keine festumrissene Lebensprogrammatik offenbart, die nun schlankerhand umgesetzt werden könnte. Er hat einen überaus dynamischen, lebendigen, überraschend frischen und in die Zukunft offenen Weg ersonnen, den wir im Hören auf sein Wort freudig gestimmt gehen können. Glauben bedeutet immer: Vor mir liegt eine herrliche Zukunft.
Darum fällt der Apostel Paulus der Angst des Propheten Jeremia in den Arm: "Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn." 1 Kor 1, 9