Andacht zur Tageslosung am Samstag, den 25. April 2020

"Der HERR wird sich wieder über dich freuen, dir zugut, wie er sich über deine Väter gefreut hat." 5. Mose 30, 9

 

Ich erinnere mich genau, dass ich es liebte, als Kind im Garten nach Herzenslust herum zu strolchen. In einem alten Pfarrgarten findet sich alles, was ein Knabe sich nur erträumen kann: Kletterbäume, dichte Hecken, Buschwerk, aus dem man sich Schwerter schneiden kann. Dazu eine Schaukel, eine weite Wiese für den Ball, Kirschen, Äpfel ,Birnen, Radieschen, Schnittlauch und vieles mehr. Ich erinnere mich aber auch, dass mir nach einiger Zeit langweilig wurde.

 

Dann ging ich zum Vater, der dort in der Erde grub und pflanzte. Ich setzte mich neben ihn auf einen Stein und fragt ihn: Vater, kannst du mir etwas erzählen? Und er sagte Ja. Er sagte in solchen Fällen immer Ja.

 

Was erzählte er? Es war alles dabei: Abenteuergeschichten, Anekdoten von historischen Persönlichkeiten wie Friedrich dem Großen oder Alexander oder Verrückten wie Nero und Caligula, aber auch eigene Streiche aus seinem Leben und dem Leben seines Vaters und Großvaters. Es waren Familienerinnerungen darunter an die schlesische Heimat, in der die Familie seit dem 12. Jh. gesiedelt hatte, den Verlust der Heimat, den Dreißigjährigen Krieg, wie die Vorfahren der kaiserlichen Rekatholisierung getrotzt hatten, wie ein Ahn vom Degen eines Liechtensteiner Dragoners an Händen und Armen verletzt worden war, weil er Luthers Hauspostille nicht herausgeben wollte - aber er hatte sie festgehalten, obgleich sein Blut die Seiten schon rot färbte. Sein Onkel Heinrich, hätte sie noch mit eigenen Augen gesehen ... 

 

Warum glaube ich an den dreieinigen Gott? Was hat mich dazu gebracht? Die Religionskritik am Christentum ist Jahrtausende alt; sie füllt ganze Bibliotheken und ist klug wir irgendwas - und ich bekenne mich zum Christentum und lasse es mir um keinen Preis nehmen. Warum glaube ich immer noch an den dreieinigen Gott?

 

Es muss mit meinen Vätern und Müttern im Glauben zu tun haben. Wer auf seine religiöse Biographie mit ihren vielen Einflüssen, Prägungen, Wandlungen, Vertiefungen und Ausgestaltungen zurückblickt, stellt höchstwahrscheinlich fest: Es sind keine klugen Bücher, es sind keine Geheimlehren, es sind keine geistigen Anstrengungen und besonders klugen Gedanken gewesen, die uns zum Bekenntnis Gottes gebraucht haben. Es sind immer Menschen aus Fleisch und Blut, die über ihre Anregungen, ihre Antworten und ihr Zeugnis bei uns einen Grund gelegt haben,

 

Vielleicht gelingt es heute einmal, der vielen Väter und Mütter des eigenen Glaubens zu gedenken. Was habe ich ihnen zu verdanken? Welche Lehren, Einsichten und Gebote des Glaubens haben sie mir übergeben, die sie ihrerseits auch schon empfangen hatten? Das war alles so wichtig, dass sie es mir weitergeben mussten. Es diente dem Leben.

 

Der Sinn der biblischen Gebote ist, sich selbst in Freiheit an sie zu binden. Das ist etwas anderes, als sich den Geboten sklavisch zu unterwerfen. Wer erkennt, dass die zehn Gebote dem Leben dienen, nicht der Drangsalierung oder der Einengung, wird sie zu halten suchen, weil er sie liebt und weil er weiß, dass sie dem Leben dienen.

 

Jesus spricht: "Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe, so wie ich meines Vaters Gebote gehalten habe und bleibe in seiner Liebe. Das habe ich euch gesagt, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude  vollkommen werde." Joh 15, 10-11

Quelle
Gemeindebrief Christuskirche Mai 2019