"Ich danke dem HERRN von ganzem Herzen und erzähle alle deine Wunder." Ps 9,2
"Undank ist der Welt Lohn" ist das Märchen Nr. 35 in Ludwig Bechsteins "Neuem deutschen Märchenbuch". Es handelt von einem Bäckergesellen und einigen Tieren, die aus Undank vertrieben werden und sich zu einem gemeinsamen Tun verbünden. (siehe https://www.projekt-gutenberg.org/bechstei/schoenma/chap031.html)
Als sich die Katze rühmt, wie schön sie in März- und Maimondnächten zu singen verstünde, wenn vor ihrem melodischen Gesang selbst die hochgepriesenen Nachtigallen verstummten, schreit der Esel: "'Iah! ... Dieses hat seine Richtigkeit. Ich kann es auch - auch ich bin ein Gesangsvirtuose, aber die Nachtigall ist ein neidischer Vogel, das hat schon ein berühmter deutscher Dichter, des Namens Bürger, ausgesprochen, denn dieser schrieb:
Es gibt viel Esel, welche wollen,
Dass Nachtigallen tragen sollen
Des Esels Säcke hin und her;
Ob nun mit Recht, fällt mir zu sagen schwer.
Dies weiß ich: Nachtigallen wollen
Nicht, dass die Esel singen sollen.'"
Der Esel ist taub für den Gesang des Nachtigall, die Nachtigall ist blind für den Fleiß des Esels. Sie können das, was des Dankes wert ist, nicht sehen. Blindheit und Taubheit für das, was uns umgibt, ist die Ursache für allen Undank. Es folgt ein enttäuschtes, trauriges Dasein. Wer ohne Dank ist, gehört der Ödnis, ist immer benachteiligt, stets griesgrämig, mürrsich, misslaunig, garstig und grantig. Wo führt das hin?
Mir scheint, unser Psalmvers spricht eine Grundhaltung zum Leben an. Viel hängt daran, dass wir sie finden und einnehmen können. Dann lebten wir aus den Wundern Gottes, die er an uns tut.
Was meine ich, wenn ich Wunder sage? Ein Wunder ist eher nicht das spektakuläre Durchbrechen irgendwelcher Naturgesetzmäßigkeiten. Was soll das? Das würde uns eher verschrecken. Was wäre auch damit gewonnen?
Wenn ich Wunder sage, meine ich ganz einfach diejenigen heilvollen Geschehnisse, die uns widerfahren, wir wissen nicht wie. Wir haben sie nicht willentlich verursacht, nicht bewirkt oder herbeigeführt. Gesundung, Geselligkeit, Lebendigkeit, Freude, Erfolg und Glück. Nennt es, wie ihr wollt. Wer wach durch die Welt geht, bemerkt überall Wunder. Diese Wunder wirken Dankbarkeit
Selbstverständlich bleiben Wünsche offen im Leben und die Sehnsucht danach, dass sie sich erfüllen mögen. Ob es uns gelingt, diese Wünsche an die zweite, nicht an die erste Stelle in unseren Geist zu rücken? Denn die erste soll schon besetzt sein vom Sehen der Wunder Gottes an uns: dass wir glauben dürfen, dass wir trotz allem das Vertrauen in Gottes Führung noch nicht verloren haben, dass wir in Christus Kinder einer lebensfrohen Zukunft bleiben. All das bleibe der Grund unseres unbändigen Dankes.
"Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch." 1 Thess 5,18