„Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus.“ (Psalm 51,14)
Lese ich diese Losung in der Karwoche, erinnere ich mich besonders an eine Wendung in der Bestattungsagende. Nachdem nämlich der Gottesdienst in der Kapelle beendet ist, der Trauerzug am Grab anlangt und der Leichnam in die Erde gesenkt wurde ("in Gottes Acker", wie es so schön in der Agende heißt), wendet sich der Geistliche der Trauergemeinde zu und ruft die Hilfe Gottes an mit ganz ähnlichen Worten, wie wir sie in unserer heutigen Tageslosung finden. Es heißt da:
"Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat." (Ps 121,1-2)
Für mich ist das jedes Mal ein besonderer Moment. Warum eigentlich? Ich habe darüber noch nie nachgedacht.
Vielleicht deshalb, weil dieser Hilferuf mehrdeutig ist. Er gilt jedem Beteiligten in besonderer Weise. An erster Stelle natürlich den Trauernden, die am Grab stehen. Aber ich möchte auch, dass der Vers für den Toten wahr wird, spreche ihn gewissermaßen in Stellvertretung. Und schließlich spreche ich auch ein bisschen für mich selber, weil mir ein Beerdigungsgottesdienst auch nicht immer leicht fällt und Gott helfen muss.
Ich glaube fast, es hängt mit der Vielschichtigkeit der Bibelworte zusammen, dass sie ihren Weg in unser Leben finden, wo wir gerade stecken. Da analysieren wir nicht historisch-kritisch, erheben keinen Kontext oder irgendwelche lexikographischen Zusammenhänge und rätseln viel herum. Wir hören und es gilt.
Das Besondere der Bitte in Ps 51 ist, dass sie auf einen inneren Vorgang abzielt. Eine äußere Hilfe in irgendeiner Not durch Rat und Tat ist herrlich und etwas sehr Schönes. Aber wenn der inwendige Mensch Hilfe braucht, was dann?
Losung und Lehrtext sind als Ruf und Antwort einander zugeordnet. Ein unbefangenes Hören versteht sie.
Ja, wir setzen darauf, dass Gott uns heil machen kann und wird durch sein Versprechen. Wir lassen uns in unserer Hilflosigkeit mit einem Christuswort ausrüsten. Es verändert alles auf Zukunft hin. Es macht uns schon jetzt, wo wir noch in trauriger Ohnmacht stecken, stark wie Löwen:
"Eure Traurigkeit soll zur Freude werden." (Johannes 16,20)